Am 1. August haben drei junge Leute ihr freiwilliges ökologisches Jahr (FÖJ) in Bruchhausen begonnen. Ein Jahr lang werden Katharina Fränz, Rasmus Herdick und Mathis Platz das Team des Naturschutzzentrums ergänzen und bei den vielfältigsten Aufgaben im Gelände und bei der Tierpflege unterstützen. Herzlich Willkommen!
Das Naturschutzzentrum wird weiterhin als Regionalzentrum für Bildung für Nachhaltige Entwicklung im Kreis Mettmann für die Zeit vom 1. April 2018 bis zum 31. März 2019 finanziell gefördert. Der Förderbescheid wurde jetzt öffentlich anläßlich des BNE- und Umwelttags in Bruchhausen durch Herrn Abteilungsleiter Haase aus dem Umweltministerium in Anwesnehit von Herrn Landrat Hendele und der stellvertretenden Bürgermeisterin Regina Wedding überreicht. Damit kann das Naturschutzzentrum Bruchhausen seine erfolgreiche Bildungsarbeit auch im kommenden Jahr fortsetzen und viele interessante Veranstaltungen für Schulen und Kindertagesstätten sowie für Erwachsenengruppen anbieten.
Streuobstwiesen sind vielfältige, artenreiche Lebensräume. Sie bieten Nahrung und Lebensraum z.B. für Grünspecht, Siebenschläfer und Steinkauz. Gleichzeitig sind Streuobstwiesen landschaftliche Kleinode, die die Kulturlandschaft durch ihre Blütenpracht im Frühling und die Früchte im Herbst ästhetisch anreichern.
Ihre extensive Nutzung (Wiesenpflege, Obstbaumschnitt, Obsternte, Imkerei) leistet einen wertvollen Beitrag zum Erhalt alter regionaler Obstsorten, die nicht chemisch behandelt werden.
Noch bis 1945 waren die hochstämmigen Streuobstwiesen in landwirtschaftlichen Betrieben die Basis für die Obsterzeugung. Nach dem 2. Weltkrieg ging die betriebswirtschaftliche Bedeutung der Streuobstwiesen stark zurück. Landwirtschaft und Obstbau wurden eigenständige Betriebszweige und der Obstbau konzentrierte sich fortan in intensiv gepflegten Niederstamm-Plantagen.
Der Apfel wurde EU-weit zum standardisierten Handelsprodukt. Von nun an kam es vor allem auf hohe und gleichbleibende Erträge, gleichmäßiges Erscheinungsbild in Form und Größe, gute Lagerungs- und Transportfähigkeit sowie Eignung zur maschinellen Sortierung an.
Die Sortenvielfalt ging verloren, da die Pflege der Streuobstwiesen sowie die Obsternte für die heimischen Obstbauern zu teuer wurden, um der internationalen Konkurrenz standzuhalten.
Die Streuobstwiesen in Bruchhausen modellartig für Ziele und Zwecke des Naturschutzes, der Landschaftsgestaltung, der Obsterzeugung, der Bildung für nachhaltige Entwicklung und der Öffentlichkeitsarbeit zu bewirtschaften.
Die Arbeits- und Themenbereiche 2018 im Einzelnen:
Um diese Ziele in 2018 erreichen und die Maßnahmen umsetzen zu können, haben wir ein Gesamtbudget von ca. 25.000 Euro veranschlagt.
Wir freuen uns über Nachfragen, über Teilnahme an unseren Veranstaltungen sowie Unterstützung finanzieller Art.
Die Urahnen unserer Kultursorten sind im mittelasiatischen Gebirgsraum zu finden. Beim Apfel gelten vor allem die in Südrussland und den angrenzenden Gebirgsketten des Kaukasus bis hin zum Altai-Gebirge in Mittelasien nachweisbaren Wildarten als Ahnen:
Der Kaukasusapfel (Malus orientalis) und der Altai-Apfel (Malus sieversii).
Der einheimische Holzapfel (Malus sylvestris) hingegen hat für die Entstehung der Kultursorten nur geringe Bedeutung.
Bis Mitte des 19. Jahrhunderts waren von vorhandenen Obstsorten die Elternsorten überwiegend unbekannt. Zu dieser Gruppe der Zufallssämlinge gehören Apfelsorten wie der Gravensteiner, Rote Sternrenette oder Rheinischer Winterrambur.
Daneben gibt es Apfelsorten, deren Ursprung überliefert ist, z.B. wurde der Dülmener Rosenapfel aus dem Kern eines Gravensteiners gezogen.
Bereits ab Mitte des 19. Jahrhunderts bringen Züchtungen Sorten wie
– Zuccamaglio Renette (Ananasrenette x Purpurroter Achat-Apfel),
– Goldrenette Freiherr von Berlepsch (Ananasrenette x Ribston Pepping) oder
– Geheimrat Dr. Oldenburg (Minister von Hammerstein x Baumanns Renette)
hervor. Ab 1920, mit der Wiederentdeckung des Mendel’schen Vererbungsgesetzes, beginnt in England und den USA – in Deutschland ab 1929 – die Zeit der systematischen Züchtung mit kontrollierten Kreuzungen ein.
Neben den in der Literatur beschriebenen Sorten finden sich Regional- und Lokalsorten, die aus mündlicher Überlieferung bekannt sind und häufig in einem eng begrenzten Raum ihre Heimat fanden. Ihre Namen erhielten sie nach ihrer Herkunft, einer historischen Landschaftsbezeichnung, ihrem „Geburtsort“ oder ihrem „Züchter“.
Während 1855, zur Zeit der größten Sortenvielfalt, ca. 1260 Apfel- und 1040 Birnensorten bekannt waren, gab es um die Wende zum 20. Jahrhundert noch rund 1000 bekannte Apfelsorten. Das heutige Tafelsorten-Angebot ist im Vergleich dazu verschwindend gering mit einigen wenigen, z. T. weltweit angebauten Sorten wie z. B. Gala, Jonagold, Elstar oder Braeburn.
Streuobstwiesen bieten eine hervorragende, einzigartige Möglichkeit, alte, robuste und bewährte Obstsorten zu erhalten. Sie tragen daher mit ihrem Sortenreichtum in besonderer Weise zum Erhalt genetischer Vielfalt bei. Die ungespritzten aromatischen Früchte leisten einen wertvollen Beitrag zur gesunden Ernährung, denn Äpfel sind aufgrund ihrer Vitamin- und Mineralstoffgehalte ein ideales Nahrungsmittel: ihr hoher Anteil an Ballaststoffen (Pektin), kann den Cholesterinspiegel senken und Schadstoffe binden und ausschwemmen.
Das Naturschutzzentrum Bruchhausen ist seit 2016 Regionalzentrum für Bildung für nachhaltige Entwicklung im Kreis Mettmann.
Im Zusammenhang mit Umweltbildung und mit Umwelterleben bieten Streuobstwiesen vielfältige Anlässe natürlicher Prozesse und Kreisläufe konkret erlebbar zu machen. Körperliche Betätigung ist notwendig beim Obstbaumschnitt, bei der Mahd oder der Obsternte. Im Schuljahresverlauf bieten Streuobstwiesen immer wieder Themen für unterschiedliche Unterrichtsfächer und Kompetenzerwerb.
Besonders hervorzuheben ist dabei das Thema Insekten, insbesondere Honigbienen, denn die Bedeutung der Honigbiene (und von Wildbienen) für die Bestäubung der Obstblüten und die Erzeugung regionaler, gesunder Lebensmittel ist ein wertschöpfendes und zukunftweisendes Thema.
Die Imkerei auf der Streuobstwiese ermöglicht, die Natur im Jahreszeitenverlauf bewusster und exakter wahrzunehmen, da Phänomene wie die Blüte vieler Pflanzen, die Wetterentwicklung, Temperaturschwankungen, aber auch Umweltveränderungen beobachtet werden können.
Als Alternative zur Wiesenmahd können Streuobstwiesen durch Tiere beweidet werden. Dies bedeutet jedoch höhere Sicherungsmaßnahmen (Verbissschutz) an dem einzelnen Obstbaum. Sinnvoll ist eine Kombination aus Mahd und Beweidung.
In Bruchhausen werden Schafe zur Beweidung der Streuobstwiesen eingesetzt.
Die Leiterin des Naturschutzzentrums hat eine Zusatzausbildung „Tiergestützte Basiskompetenz“ erfolgreich abgeschlossen. Das Grundstudium „Tiergestützte Basiskompetenz“ richtet sich an Menschen, die in einem pädagogischen und/oder therapeutischen Arbeitsumfeld tätig sind und die mit dem Partner Tier ihr pädagogisches Handeln bereichern wollen.
Das Naturschutzzentrum kann daher gezielt Tiere (Esel, Schafe, Ziegen) als „Co-Pädagogen“ einsetzen.
Die Interaktion und Kommunikation mit Tieren fällt Menschen oft leichter als mit ihren Mitmenschen, da Tiere weder bewerten noch Vorurteile haben. Tiere können „Türöffner-Funktion“ im pädagogischen Kontext übernehmen und den Einstieg in weitergehende pädagogische Maßnahmen erleichtern: so kann die Kommunikation mit und/oder über ein Tier die Gesprächsbereitschaft gerade bei Kindern fördern, die eher zurückhaltend sind.
Bei Kindern mit Migrationshintergrund mit geringen Deutschkenntnissen ergeben sich ganz natürliche und motivierende Gesprächsanlässe durch und über die Tiere. In der Mensch-Tier-Interaktion werden mehrere Sinne angesprochen, oft entstehen dadurch positive emotionale Zusammenhänge, welche wiederum die Verankerung des Erlernten im Gedächtnis erleichtern.
Streuobstwiesen der Stiftung Naturschutzgebiet Bruchhauser Feuchtwiesen
Die Stiftung Naturschutzgebiet Bruchhauser Feuchtwiesen als Eigentümerin von mehr als hundert Hektar Fläche sowie des Naturschutzzentrumsgebäudes kann sich glücklich schätzen, gleich mehrere Streuobstwiesen zu besitzen.
Diese Streuobstwiesen sind an Dritte zur Bewirtschaftung verpachtet. Pächter sind dabei der NABU Kreis Mettmann sowie der Kreis Mettmann (Untere Naturschutzbehörde) und der Förderverein des Naturschutzzentrums Bruchhausen.
Die Streuobstwiese hinter dem Naturschutzzentrumsgebäude wurde im Winter 1995/1996 erstmalig angepflanzt. Sie geht damit in ihr 22. Jahr.
2017 hat der Förderverein des Naturschutzzentrums die Streuobstwiese für 5 Jahre von der Eigentümerin Stiftung Naturschutzgebiet Bruchhausen gepachtet. Bei Pachtbeginn waren viele Bäume in einem stark vernachlässigten Zustand.
Die Wiese ist in vier Reihen mit je neun Bäumen bepflanzt. Die Obstbäume tragen Nummern, um sie den einzelnen Sorten zuordnen zu können:
Mit der Pacht dieser Wiese konnten der Aktionsraum und damit auch die Angebote insbesondere für BNE-Module wesentlich erweitert werden, andererseits hat der Förderverein mit der Anpachtung Verantwortung, Pflege-Aufgaben und nicht unerhebliche Verpflichtungen übernommen.
Wir hoffen, unser Projekt „Streuobstwiese“ hat Interesse geweckt.
Wir freuen uns über Nachfragen, über Teilnahme an unseren Veranstaltungen sowie Unterstützung finanzieller Art.
Karin Blomenkamp – Leiterin des Naturschutzzentrums Bruchhausen und
Renate Späth – Vorsitzende des Fördervereins des Naturschutzzentrums Bruchhausen
Wer sich weiterbilden möchte, kann den Kurs „Berufliche Weiterbildung zum/zur Streuobstpädagogen/in“ besuchen. Mehr lesen Sie hier.