Naturschutzzentrum Bruchhausen

Bienenfresser und Co

Bienenfresser mit Libelle auf dem Weg zur Fütterung

Foto: B. Brinks / NSZ

Bienenfresser mit Libelle auf dem Weg zur Fütterung

Die Historie und das Artenschutzziel

Bis Februar 2016 wurde in der Grube Bruchhausen Sand abgebaut, zuletzt zur Herstellung von Bauelementen aus Kalksandstein in auswärtigen Formsteinwerken. Für den Teil der Sandgrube, welcher der Naturschutzstiftung gehört, war seit 1995 das Ziel festgelegt worden, diese als Lebensraum zu hinterlassen für vom Aussterben bedrohte Arten der Sand-, Steilwand- und Offenlandbiotope wie zum Beispiel Uferschwalbe, Zauneidechse, Schwalbenschwanzfalter, Hosenbiene und Kreuzkröte. An Bienenfresser oder Uhu dachte damals noch niemand in unserem Raum.

 

Doch dann, 2005, brütete das erste Bienenfresserpaar in der Sandgrube. Es folgten neun Jahre Bienenfresserpause und erst ab 2015 kamen jährlich Brutpaare dieses schönen Insektenjägers. Hierzu haben wir Ihnen eine Übersicht als Zeittafel beigefügt.

Das Uhupaar brütet in der Grube seit 2014. Glücklicherweise vermehren sich auch alle die einleitend genannten Zielarten in dem Biotop, sodass man festhalten kann:

Der Biotopwert und die Artenvielfalt steigen!

 

Das aktuelle Jahr im Biotop „Alte Sandgrube Bruchhausen“

Am 26.Mai 2018 hörte Karin Blomenkamp, die Leiterin des Naturschutzzentrums der Stiftung, morgens um 8:13 Uhr den charakteristischen Ruf und wusste, es sind wieder welche da. Leider in 2018 – genau wie 2005 – nur ein Paar.

Es inspizierte sofort Brutbereiche aus den Vorjahren, konnte sich aber nicht für eine Gebrauchtwohnung entscheiden. An versteckter Stelle wurde eine neue Bruthöhle gegraben. Schon aus 2005 wussten wir, dass nun alles optisch und akustisch viel unauffälliger geschehen wird, als bei der Anwesenheit einer ganzen Brutkolonie.

Im Gelände und im Umfeld hatte es Veränderungen gegeben. Sie alle kannten die Stromleitung entlang der Bruchhauser Straße. Die Stadtwerke hatten, leider ohne Abstimmung mit dem Naturschutz vor Ort, einen Umbau in Auftrag gegeben. Die Leitung liegt nun in der Erde, die Sitzwarten für die Bienenfresser sind weg.

Ebenfalls ohne Abstimmung mit uns (:-) hat es im Dezember 2017 und im Januar 2018 sehr viel geregnet. Ein kleiner Teil der Brutwände der Bienenfresser (etwa ¼) stürzte ab; und zwar der Teil, der schon immer, auch im Hochsommer, als dunkel-feuchte Lehmpartie erkennbar war.

Auch bei den Uhus gab es aus diesem Grund (Absturz eines Lehmklotzes) Neues, nämlich den ein wenig verlagerten Horst mit mehr „Unkraut“ davor (aus Uhusicht: besser gedeckt). Dort wurden auch in diesem Jahr 2 Junge erbrütet und großgezogen. Kurz bevor sich diese „Ästlinge“ oder, bei unseren Uhus besser gesagt „Erdlinge“, ins umliegende Dornengebüsch auf den Steilwandköpfen verzogen haben, waren sie – wie auch 2017 – vom regionalen Beauftragten der Vogelwarte beringt worden. Und zu den 2017ern gibt es auch eine traurige Nachricht: Einer dieser Junguhus ist in Arcen, NL tot gefunden worden.

 

Bei unseren bisherigen Beobachtungen hat es sich gezeigt, dass man vier unterschiedlich „spannende“ Phasen im Brutbiotop der Bienenfresser unterscheiden kann:

  1. In der ersten Woche nach Ankunft sieht man die Vögel oft in der Grube, oft an verschiedenen Punkten am Boden und diesen bearbeitend.
  2. Dann folgen etwa vier Wochen Brutvorbereitung und Brut. Die Hälfte der Vögel sitzt versteckt auf dem Gelege, eher selten sieht man einen Futtereintrag bzw. eine Ablösung.
  3. Dann folgen die Wochen der Jungenfütterung und des ersten Ausflugs. Nicht alle Familien sind dabei vollständig synchron und das Wetter bestimmt dabei ebenfalls mit. Bei optimalen Bedingungen ist in dieser Zeit in der Brutkolonie am meisten los.
  4. Etwa eine Woche – oder weniger, wie 2018 – vor dem Wegzug zum Winterquartier, sind die Familien draußen unterwegs, Bezug zur Grube gibt es zwar noch, er ist aber unkalkulierbar. 2016 und 2017 hat man Trupps aus unserer Kolonie verschiedentlich in Düsseldorf beim Park des Hauses Unterbach gesehen, 2015 in Gruiten und Millrath in Hausgärten, die dort an die „freie Landschaft“ angrenzen.

Foto: K.Bude / NSZ

Bienenfresser auf der Sitzwarte im Buschland am Rand der Sandgrube – während der Partnervogel brütet (vergleiche Phase 2). Ihn konnte man an dieser Stelle von der Straße aus sehen, doch nur der scharf blickende, geübte Beobachter erkennt, was er sieht.

 

In diesem Spätsommer ging nun bei unseren Bienenfressern alles plötzlich sehr schnell: Ab dem 19.07. dauerten die Futtereinträge in den Brutraum oft nur noch 5-6 Sekunden und ab dem 25.07. lockten die Alten mit Vorbeiflügen, mit lauten Rufen und mit „Scheinfütterungen“ den Nachwuchs ganz nach vorn zum Ausgang. Dort sah man den ersten Jungvogel am 26.07.

Es war in der gesamten Zeit eifrig gefüttert worden, das Wetter und das Futterangebot der Natur waren „sehr groß, heiß und sonnig“, also zumindest für Bienenfresser prima. Am 30.07. flog der erste Jungvogel aus und jeden Tag folgte ein weiterer, bis am 02.08. alle (sicher: vier) draußen waren. Dann allerdings zog die ganze Familie auch schon ab. So konnten wir nicht sehen und klären, ob es vielleicht mehr als vier Jungvögel waren.

Allerdings konnten zwei Beobachter registrieren, dass am 02.08. kurz vor Mittag folgendes vor sich ging. Morgens ab 9 Uhr hatten wir stundenlang keinerlei Kontakt mit den Bienenfressern, es schaute auch kein Jungvogel mehr aus der Höhle. Als wir gerade gehen wollten, näherten sich plötzlich Bienenfresserrufe. Ein Vogel fliegt von Westen in die Grube ein, kreist und ruft lange über der Bruthöhle, landet an ihr und hängt Minuten lang vor dem Eingang. Fliegt wieder ab und wiederholt das Gesamte ein zweites Mal. Kein Jungvogel erscheint, der Altvogel schlüpft nicht in die Höhle. Der Vogel startet erneut, kreist höher und höher und verschwindet in die Richtung, aus der er gekommen war. Vermutung: Ein Elternvogel hat geprüft, ob ein Junges hungrig in der Höhle zurückgeblieben war. Der Rest der Familie war vielleicht in der Zeit wieder im Park bei Haus Unterbach.

Am gleichen Nachmittag wurden unsere Bienenfresser noch einmal über der Sandgrube zusammen gesehen und gehört und …… das war`s. Denn bei langer Abendkontrolle hatten wir keinen Kontakt, auch in den Folgetagen nicht mehr.

 

Nun 2018er Notizen zu den weiteren Arten und Beobachtungen:

  • Es waren 4 Paare Uferschwalben stabil am werkeln, diese haben insgesamt in 2018 neun Bruthöhlen gebaut bzw. genutzt, und zwar bis Mitte August die letzten Jungschwalben ausflogen.
  • Die Kreuzkröten der ersten Laichperiode im April waren alle vertrocknet, Anfang Juni, nach dem letzten „richtigen“ Regen, gab es wieder – nicht wenige – neue Gelege und Kaulquappen in neu gefüllten Tümpeln. Von diesen Kreuzkröten sind in Tümpel 1 etwa 100 – 200 zur Metamorphose gelangt. Alle anderen sind ebenso vertrocknet, wie die ersten aus dem April. Die letzte Hoffnung wäre ein ergiebiger Spätsommerregen bis Ende August.
  • Adulte Zauneidechsen sehe ich, aber seltener, als letztes Jahr, doch seit 11. August rennen frische Schlüpflinge herum.
  • So weit erkennbar, geht bei den Uhus alles den gewohnten Gang. Einmal sieht man einen der Altvögel, ein anderes Mal einen der jungen. Anfang August wurden an einem Abend alle vier, die Alten und die Jungen, gleichzeitig gesehen.
  • Eine Randbeobachtung zum Uhu: Der Rotmilan, der uns sehr oft besucht, hat bisher zweimal in diesem Jahr die Sandgrube komplett – in sehr niederer Flughöhe kreisend – abgesucht. Einmal landete er und nahm eine Kleinigkeit vom Boden auf. Er hat offensichtlich gelernt, dass Uhus Vorräte oder Reste herumliegen lassen. An einem anderen Tag stürzte er sich aus großer Höhe wie ein Stein (oder sollte ich sagen: wie eine Schmarotzer-Raubmöwe?) zweimal hintereinander auf einen beutetragenden Sperber. Doch ohne Erfolg, der Sperber ist viel wendiger und trug die Beute weiter zu seinem eigenen Horst.
  • Wir werden oft gefragt, ob die Kombinisthilfen (Mauersegler/Fleder­mäuse) am Hauptgebäude des Naturschutzzentrums entsprechend genutzt werden. In diesem Jahr brüten – wie auch schon früher hin und wieder – tatsächlich auch die Mauersegler hier. Man sah regelmäßig 3 oder 4 Vögel gemeinsam das Haus umkreisen oder man hörte Rufe aus dem Kasten; aber nur ganz selten ist man selbst konzentriert genug, einen Segler in einem Einflugloch verschwinden zu sehen. Fledermäuse umkreisen in allen Sommernächten das NSZ. Die Dauer- und Hauptbenutzer in den 12 „Vogelwohneinheiten“ sind allerdings Stare und Haussperlinge J.

 

Falls Sie zukünftig wegen des Biotops Kontakt mit uns aufnehmen wollen, hier das Wichtigste:

Wegen des Naturschutz-Bildungsziels sind wir bestrebt, allen ernsthaft Interessierten Zugang zu wichtigen Vorgängen in der Natur zu gewähren – bei gleichzeitigem Schutz dieser Vorgänge. Denn der Schutz ist unser Hauptziel als Naturschutzzentrum.

Das Nachfolgende kann ich Ihnen als Alternativen anbieten, wenn Sie die Rahmenbedingungen anerkennen und mittragen:

  • Sie sind eine Einzelperson mit dem Interesse, Verhaltensbeobachtungen regelmäßig zu notieren und uns zur Verfügung zu stellen, zu fotografieren oder zu filmen;
  • Sie sind bereit, entweder Mitglied des Fördervereins zu werden (siehe Anlage) oder einen Beitrag zur Erhaltung des Biotops zu leisten (wie der aussehen kann, muss man besprechen. Vereinfacht: Mitarbeit oder Geldspende, nach dem Wert, der Ihnen angemessen erscheint);
  • Sie suchen sich einen Termin Ihrer Wahl aus und wenn dieser dann noch frei ist, können Sie mit mir etwa eine Stunde ungestört im inneren Beobachtungsbereich sein;
  • bei einem Termin nehme ich maximal zwei (untereinander fremde) Gäste mit; bitte dazu keine frei laufenden Kinder (Absturzgefahr) oder Hunde mitbringen; ODER
  • Sie sind eine feste Gruppe bis maximal 20 Personen. Dann vereinbaren wir für Sie einen Gruppentermin unter den vorgenannten Randbedingungen.

Die Sandgrube ist seit 01. Januar 2017 an die Naturschutzbehörde beim Kreis Mettmann verpachtet.

 

Sie können jedoch auch jederzeit von öffentlichen Wegen und Straßen aus die Bienenfresser und andere Vögel beobachten. Dazu brauchen Sie nur Beobachtergeschick und Geduld. Die Vögel jagen tagsüber Insekten im Luftraum wie Schwalben bzw. wie Fliegenschnäpper, oder sie sitzen ruhend auf Zäunen oder trockenen Zweigen.

Schließlich noch die rechtlichen Hinweise.

Das Gelände, in dem die Bienenfresser brüten und in dem mehrere geschützte Arten leben, gehört der Naturschutzstiftung und ist verpachtet an die Naturschutzbehörde.

Als Eigentümerin der Grundstücke untersagt die Stiftung jegliches Betreten ohne behördliche Erlaubnis und/oder eine berechtigte Führung. Uneinsichtige müssen damit rechnen, dass die Ordnungsbehörde einschreitet.

Die Vogelart „Bienenfresser“ ist eine besonders geschützte Art auf Grund § 7 Abs. 2 Nr.13 Buchstabe b Doppelbuchstabe bb des Bundesnaturschutzgesetzes. Dies gründet sich auf die wissenschaftlichen Erkenntnisse, die zu folgenden nationalen und internationalen Rechtsnormen geführt haben:

  • Vogelschutzrichtlinie 2009/a. 147, Artikel1; und
  • Bundes-Artenschutz-Verordnung, Anhang 1.

Die Vogelart darf somit – als Koloniebrüter – insbesondere nicht dadurch beeinträchtigt werden, dass die Brutkolonie zu fotografischen Zwecken aufgesucht, belagert und beim Brutgeschäft oder der Jungenaufzucht gestört und geschädigt wird.

 

Der Bienenfresser ist keine „neue“ oder gar fremdländische Art. Brutkolonien gab und gibt es bis in den Süden Skandinaviens, 2017 auch in England – selten zwar, nicht jedes Jahr, und sehr vom Wetter und dem Klimaverlauf abhängig, aber seit Jahrhunderten immer wieder einmal. Es ist eine zu schützende einheimische Vogelart.

Bitte helfen Sie mit, dass unverständige Personen sich nicht eingeladen fühlen.

Der Vandalismus ist eine kostspielige und zeitaufwändige Last und er schädigt die biologische Vielfalt.

Hier der Link zu der Zeittafel:

Zeittafel Bienenfresser in Bruchhausen

Foto: S.Hüttche / NSZ

Naturstudien der stillen Art,                                                            Ausarbeitung: Bernhard May